Mittwoch, 5. Februar 2014

Tag 20

Liebes Tagebuch,

„pretty“ - die schönste Kuh im ganzen Land. So lautete die erste Schlagzeile, die ich an diesem 20. Tag in Down Under zu lesen bekam. Die stammt allerdings von der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung aber würde auch sehr gut hierher passen. Holsteiner Kühe gibt es hier nämlich ebenfalls jede Menge. Exportschlager. Wenn jemand wissen will, wo ich wohne, frage ich ihn „you know these black and white cows? That's me“, danach ist das Gespräch meistens zuende. Weitere interessanten Fakten aus den Schlagzeilen der letzten Tage: Der Büdelsdorfer Jahreshaushalt beträgt ungefähr so viel wie das Jahresgehalt eines der Top-Manager bei Goldman Sachs. Wozu braucht Büdelsdorf so viel Geld? Als drittes lese ich, dass sich auch die Rendsburger Autohäuser nicht lumpen lassen, was Brände angeht, zum Glück nur Opel... Nun genug von Übersee, weiter gehts in der Region:
Der 20. Tag war geprägt von Höhenunterschieden. Wir sind voll integriert in den BIG4 Holiday Park, ein Campingplatz mit zusätzlichen, kleinen Ferienhäuschen. Voll integriert bedeutet, wir kennen jetzt die meisten der Handvoll Gäste, die zurzeit hier sind. Vor ca. zwei Wochen hat es hier in dieser Region tüchtig gebrannt und somit sind einige Teile der Grampians für den Besucher gesperrt. Dazu kommt, dass die Ferienzeit hier vorbei ist, der Ernst des Lebens hat die meisten Australier wieder im Griff.
Gut für uns, denn somit haben wir eine schön gelegene Hütte am Rand des Parks zugewiesen bekommen, ruhig ist es hier, bis auf die exegetischen Streitgespräche zwischen den Kakadus, und es tut gut, mal wieder viel Platz und eine richtige, eigene Küche zu haben. Eine Nacht im Ferienhaus kostet $90, also auch noch relativ preisgünstig. Halls Gap liegt, wie der Name bereits andeutet, mitten zwischen zwei Bergen. Das bedeutet: guckste nach rechts: Berg, guckste nach links: Berg, guckste geradeaus: Campingwagen.
Trotz des Brandes gibt es hier allerdings noch genug zu sehen und zu unternehmen, denn merke: Alles ist hier groß und weitläufig, wenn ein Wald verbrennt nimmt man halt den nächsten. Wir entschieden uns für einen „Track“, der uns zu einem Bergzipfel mit dem Namen „The Pinnacle“ führte. Der Track war auch für den ungeübten Bergsteiger bezwingbar, allerdings sollte man die Wege hier dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn man nicht aufpasst, ist man schnell mal auf der falschen Fährte und schwuppsdiwupps in der Felsspalte drinne oder hat sich verlaufen. Aber es ist grandios hier zu wandern. Das Wetter ist uns mit ca. 25 Grad gnädig. Der Wanderweg verläuft mal durch enge Felsschluchten, mal kraxelt man eine bizarre schiefe Ebene aus Lavagestein nach oben, mal durch Buschwerk, dann hat man plötzlich wieder total wohlgeordnet metallische Treppenstufen vor sich, die den Weg erleichtern. Nach zwei Kilometern waren wir oben und der Ausblick ist natürlich grandios. On the top of the world, denkt man. Stimmt natürlich nicht. Denkt man aber und darauf kommts an. Jeder, der schon lange nicht mehr auf einem Berggipfel geklettert ist, dem empfehle ich das, Balsam für die Seele. Probleme, die man mit sich herumschleppt werden tatsächlich nichtiger.
Genauso grandios ist allerdings der Wind hier. Mein guter alter Strohhut aus Malle wurde Opfer einer fiesen Attacke. Schicksal? Egal, weg ist er auf ewig. Diese Böen ganz oben auf dem Gipfel waren so stark, dass ich Mühe hatte, überhaupt mal ein Foto zu schießen, man muss sich wirklich festhalten, sonst wird man weggeweht. Ohne Geländer ist Ende Geländer, auf englisch: no railing no stay (ok, das hab ich mir jetzt ausgedacht).
Ja, liebes Tagebuch, mehr haben wir mal wieder gar nicht gemacht. Natürlich sind wir auch wieder runter geklettert und zurückgefahren. Abends nahrhaftes Nudelgericht, kühles Bier (Crown Lager, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es leckerer finde als Carlton, teurer wars auf jeden Fall) und Kängurus, die hier so was von unscheu sind, dass man bis auf einen Meter an sie herantreten kann. Nachts kann man hier wunderbar das Kreuz des Südens sehen sowie Orion, und die Milchstraße funkelt hell und deutlich. Schade, ich krieg es nicht in den Fotokasten gebannt.
Geträumt wird natürlich auch nachts, und zwar vom 1. FC Bayern Kookaburra wegen des Lachens.

Klickschdrecke (hauptsächlich Steine)


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