Liebes Tagebuch,
„pretty“ - die schönste Kuh im
ganzen Land. So lautete die erste Schlagzeile, die ich an diesem 20.
Tag in Down Under zu lesen bekam. Die stammt allerdings von der
Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung aber würde auch sehr gut
hierher passen. Holsteiner Kühe gibt es hier nämlich ebenfalls jede
Menge. Exportschlager. Wenn jemand wissen will, wo ich wohne, frage
ich ihn „you know these black and white cows? That's me“, danach ist das Gespräch meistens zuende. Weitere interessanten Fakten aus den Schlagzeilen der letzten Tage: Der Büdelsdorfer Jahreshaushalt beträgt ungefähr so viel wie das Jahresgehalt eines der Top-Manager bei Goldman
Sachs. Wozu braucht Büdelsdorf so viel Geld? Als drittes lese ich, dass sich auch
die Rendsburger Autohäuser nicht lumpen lassen, was Brände angeht,
zum Glück nur Opel... Nun genug von Übersee, weiter gehts in der Region:
Der 20. Tag war geprägt von
Höhenunterschieden. Wir sind voll integriert in den BIG4 Holiday
Park, ein Campingplatz mit zusätzlichen, kleinen Ferienhäuschen.
Voll integriert bedeutet, wir kennen jetzt die meisten der Handvoll
Gäste, die zurzeit hier sind. Vor ca. zwei Wochen hat es hier in
dieser Region tüchtig gebrannt und somit sind einige Teile der Grampians für den Besucher gesperrt. Dazu kommt, dass die Ferienzeit hier
vorbei ist, der Ernst des Lebens hat die meisten Australier wieder im
Griff.
Gut für uns, denn somit haben wir eine
schön gelegene Hütte am Rand des Parks zugewiesen bekommen, ruhig
ist es hier, bis auf die exegetischen Streitgespräche zwischen den
Kakadus, und es tut gut, mal wieder viel Platz und eine richtige,
eigene Küche zu haben. Eine Nacht im Ferienhaus kostet $90, also
auch noch relativ preisgünstig. Halls Gap liegt, wie der Name
bereits andeutet, mitten zwischen zwei Bergen. Das bedeutet: guckste
nach rechts: Berg, guckste nach links: Berg, guckste geradeaus:
Campingwagen.
Trotz des Brandes gibt es hier
allerdings noch genug zu sehen und zu unternehmen, denn merke: Alles
ist hier groß und weitläufig, wenn ein Wald verbrennt nimmt man
halt den nächsten. Wir entschieden uns für einen „Track“, der
uns zu einem Bergzipfel mit dem Namen „The Pinnacle“ führte. Der
Track war auch für den ungeübten Bergsteiger bezwingbar, allerdings
sollte man die Wege hier dennoch nicht auf die leichte Schulter
nehmen. Wenn man nicht aufpasst, ist man schnell mal auf der falschen
Fährte und schwuppsdiwupps in der Felsspalte drinne oder hat sich
verlaufen. Aber es ist grandios hier zu wandern. Das Wetter ist uns
mit ca. 25 Grad gnädig. Der Wanderweg verläuft mal durch enge
Felsschluchten, mal kraxelt man eine bizarre schiefe Ebene aus
Lavagestein nach oben, mal durch Buschwerk, dann hat man plötzlich
wieder total wohlgeordnet metallische Treppenstufen vor sich, die den
Weg erleichtern. Nach zwei Kilometern waren wir oben und der Ausblick
ist natürlich grandios. On the top of the world, denkt man. Stimmt
natürlich nicht. Denkt man aber und darauf kommts an. Jeder, der
schon lange nicht mehr auf einem Berggipfel geklettert ist, dem
empfehle ich das, Balsam für die Seele. Probleme, die man mit sich
herumschleppt werden tatsächlich nichtiger.
Genauso grandios ist allerdings der
Wind hier. Mein guter alter Strohhut aus Malle wurde Opfer einer
fiesen Attacke. Schicksal? Egal, weg ist er auf ewig. Diese Böen
ganz oben auf dem Gipfel waren so stark, dass ich Mühe hatte,
überhaupt mal ein Foto zu schießen, man muss sich wirklich
festhalten, sonst wird man weggeweht. Ohne Geländer ist Ende
Geländer, auf englisch: no railing no stay (ok, das hab ich mir
jetzt ausgedacht).
Ja, liebes Tagebuch, mehr haben wir mal
wieder gar nicht gemacht. Natürlich sind wir auch wieder runter geklettert
und zurückgefahren. Abends nahrhaftes Nudelgericht, kühles Bier
(Crown Lager, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es leckerer finde
als Carlton, teurer wars auf jeden Fall) und Kängurus, die hier so
was von unscheu sind, dass man bis auf einen Meter an sie herantreten
kann. Nachts kann man hier wunderbar das Kreuz des Südens sehen sowie Orion, und die Milchstraße funkelt hell und deutlich. Schade, ich krieg es nicht in den Fotokasten gebannt.
Geträumt wird natürlich auch nachts, und zwar vom 1. FC Bayern Kookaburra wegen des Lachens.
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