Dienstag, 4. Februar 2014

Tag 18 und Tag 19

Liebes Tagebuch,

45 Grad. Das ist das Wort zum Sonntag, dem 18. Tag. Wir sind in Mount Gambier angekommen, eine kleine aber feine Stadt in der Countryside. Was macht man, wenn es bereits morgens um sieben, wenn die Welt noch in Ordnung sein sollte, bereits über 20 Grad heiß ist? Höhlen! Das Städtchen wurde auf erloschenen oder - wie mir ein Einheimischer verriet - zurzeit gerade pausierenden (schluck) Vulkanen erbaut. Beim Bau der Stadt und in der Umgebung entdeckte man einige dieser Höhlensysteme und machte sie den Touristen zugänglich. Da es einfach viel zu heiß war, beschlossen wir, unsere geplante Wanderung um den Blue Lake gegen eine Unter-Tage Besichtigung und anschließendem Badetag zu tauschen. Als Schutz gegen die Hitze mussten die Tantanoola-Caves, ca 20 Minuten Entfernung von der Stadt herhalten. Die Fahrt dahin war geprägt von ungläubigen Staunen auf das Auto-Thermometer und vielen Warnschildern und Warnungen aus den lokalen Radiosendern: „Total Fire Ban“, die höchste Alarmstufe ist ausgerufen. Das bedeutet erhöhte Wachsamkeit und natürlich sind jegliche Art von offenem Feuer strikt verboten, Menschen mit Hang zur spontanen Selbstentzündung müssen bitte zuhause bleiben. So ein Buschfeuer sollte man nicht unterschätzen. Die Temperaturen können bis zu 800 Grad betragen und sie breiten sich je nach Wind mit ca. 30 km/h aus. Dazu kommt, dass Mount Gambier umgeben von „Pine-Trees“ ist, einer Kiefernart und diese Bäume brennen durch die sie enthaltenen ätherischen Öle sehr heiß und lange. Der Einheimische nutzt die frischen grünen Kiefernzapfen als Kaminanzünder, weil sie heiß werden wie die Katzenberger.
Ankunft an der Tropfsteinhöhle. Die Tantanoola-Cave ist übrigens eine barrierefreie Tropfsteinhöhle, man kann mit dem Rollstuhl reinrollen. Darauf war unsere Führerin sehr stolz, die extra für uns eine Führung veranstaltete, wir waren die einzigen Gäste an diesem frühen Nachmittag. Welche ehrfürchtigen Emotionen man in so einer Umgebung verspürt, kann Helge Schneider am besten wiedergeben: http://www.youtube.com/watch?v=98oABccStL0
Nach einer Stunde Abkühlung wollten wir dann weiter nach Robe, dort sollte es einen ganz besonders schönen Strand geben. Auf der Hälfte der Strecke wurde dann der nahegelege Badesee in Millicent dem Strand der Vorzug gegeben. Eine gute Entscheidung, dieser Badesee hatte herrliche Badebedingungen, es gab dort viel Familien und die Kinder genossen den letzten Ferientag der Sommerferien. Außerdem keine aggressiven Strandbremsen. Auch ein globales Phänomen: Imbissbuden an Badeseen sind immer die geilen letzten Schmieren. Auch hier: Draußen war es nicht auszuhalten, alle 10 Minuten musste man wieder ins Wasser, der Wind war wie ein Fön, den nur ein geisteskranker Pyromane frisiert haben konnte und alles sofort austrocknete. Auch meine Kehle! Gegen Spät Nachmittag also ab zurück nach Mount Gambier.
Dort das erste Mal einen Liquor Express Drive through getestet. Man fährt mit dem Auto in eine überdachte Einfahrt. Auf der Fahrerseite ist ein Tresen. Man quatscht ein wenig mit der Verkäuferin, lässt sich biertechnisch beraten und sofern man Dollars oder eine gültige Kreditkarte hat, hievt die gute Frau einen gekühlten Kasten Bier in den Kofferraum. Das Paradies!
Abends erkundeten wir dann von unserem Motel aus das „Town Center“. Aus einer Kneipe hörten wir Live Musik und dachten uns „Supi, da gehen wir nachher rein“. Als wir von unserer Erkundung zurückkamen und die Kneipe betraten, bekamen wir dann gerade mal noch ein Lied mit. Was wir nicht wussten: Auch die Pubs haben merkwürdige Öffnungszeiten. Sie öffnen um 11 Uhr morgens, machen aber schon um neun Uhr dicht.
Trotzdem wurde es noch ein feuchtfröhlicher Abend. Wir setzten uns an den Tresen und wurden sofort angesprochen. Germany und Europe, das interessiert die Leute. Irgendwann hat uns der Kneipier dann rausgeschmissen, Judith wollte ins Motel zurück, ich gesellte mich dann noch auf eine Privatparty mit den restlichen Kneipenbesuchern, einer davon schien wirklich direkt aus dem Bukowsi-Film Bar Fly entsprungen zu sein. Da es nachts wenig bis keine öffentlichen Plätze gibt, auf denen man in geselliger Runde sein Bier trinken kann, scheint es normal zu sein, dass alle irgendwo zu jemanden nach Hause gehen, „let's go to my place“
Sehr begierig war man dann darauf, Deutsche Flüche zu lernen, eine Hilfestellung, die mir sehr leicht fiel, gerade von meinen südlichen Wurzeln gibt es da einige spezielle Ausdrücke negativen Befindens, die der Australier bestimmt noch nie gehört hat. Irgendwann schrien alle nur noch statt Prost „Kruzitürken Blutsakrament Scheiße nochmal“ was sich nach einigen Bierchen, lustigen Zigaretten und dem australischen Dialekt ungefähr nach „aaaaaaaaaaaaaaaaaa“ anhörte. Ein feiner Abend. Nachts um drei fiel ich in mein Bett und träumte noch schnell irgendwas vom 1. FC Bayern München, dem Verein, der mehr Fans hat als alle Spieler zusammen verdienen.

Und hier kommt er gleich, der 19. Tag. Ja, liebes Tagebuch, da musste mal eine Lücke rein, denn normalerweise schreibe ich an Dich, wenn ich frisch und munter aus dem Bett hüpfe. Leider klappte das aus mysteriösen Gründen nicht am gestrigen Montag morgen. Das Leben draußen hatte sich verändert. Die Sommerferien sind vorbei und das alltägliche Treiben hat begonnen. Viel mehr Autoverkehr, geschäftiges Treiben, Schulbusse, Baulärm, etc. Beim abendlichen Pubbesuch hatten wir das Glück auf eine sehr nette Frau zu treffen, die uns für den heutigen Tag die Sehenswürdigkeiten von Mount Gambier zeigen wollte. Das fand ich sehr gut, denn mein Gehirn arbeitete nur auf Sparflamme. Überhaupt, ist es nicht schön, wie hilfsbereit die Leute hier sind? Natürlich nicht alle. Es gibt auch hier fiese Möbs und die Polizei hat auch hier alle Hände voll zu tun, Schlägereien zu schlichten und Morde aufzuklären. Dennoch habe ich bisher keinen Ort bereist, an dem einen die Menschen mit so einer offenherzigen Art und Hilfsbereitschaft begegnen. Außer Rendsburg und Büdelsdorf natürlich.
Wir besuchten das „Sinkhole“, ein vulkanischer Krater direkt in der Stadt, inzwischen mit Pflanzen und Opossums (die natürlich wieder mal schliefen) besiedelt, den Blue Lake (der wirklich erstaunlich tiefblau ist und als Wasserversorgung für die Stadt dient) und machten eine Wanderung am Valley Lake zu einem Aussichtspunkt mit grandioser Sicht auf Stadt und Landschaft. Ach ja zum Wetter: Krasser Unterschied zum gestrigen Tag. Der Montag war bewölkt und es war 20 Grad kälter als am Vortag, also „nur“ noch 20 Grad. Extrema sind wohl ein Markenzeichen dieser Gegend. Gegen Abend brachen wir dann auf zum 250km entfernten Halls Gap in den Grampians, ein Nationalpark in den Bergen. Auf der Hinfahrt hatten wir fast einen Unfall mit einem selbstmörderischen Känguru, das Thermometer fiel nochmals auf 14 Grad und wir kamen fröstelnd in unserer Unterkunft, einer kleinen Ferienhütte an. Die Betreiberin des Parks dachten wohl, sie müssen was Gutes für uns tun und hatten tagsüber zusätzlich die Klimaanlage laufen lassen, so dass wir klimatisch schon mal für unsere Wiederkehr nach Deutschland trainieren konnten.
So das war es erstmal. Nach Frühstück geht es jetzt mal ab in die Berge.





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