Liebes Tagebuch,
45 Grad. Das ist das Wort zum Sonntag,
dem 18. Tag. Wir sind in Mount Gambier angekommen, eine kleine aber
feine Stadt in der Countryside. Was macht man, wenn es bereits
morgens um sieben, wenn die Welt noch in Ordnung sein sollte, bereits
über 20 Grad heiß ist? Höhlen! Das Städtchen wurde auf
erloschenen oder - wie mir ein Einheimischer verriet - zurzeit gerade
pausierenden (schluck) Vulkanen erbaut. Beim Bau der Stadt und in der
Umgebung entdeckte man einige dieser Höhlensysteme und machte sie
den Touristen zugänglich. Da es einfach viel zu heiß war,
beschlossen wir, unsere geplante Wanderung um den Blue Lake gegen
eine Unter-Tage Besichtigung und anschließendem Badetag zu tauschen.
Als Schutz gegen die Hitze mussten die Tantanoola-Caves, ca 20
Minuten Entfernung von der Stadt herhalten. Die Fahrt dahin war
geprägt von ungläubigen Staunen auf das Auto-Thermometer und vielen
Warnschildern und Warnungen aus den lokalen Radiosendern: „Total
Fire Ban“, die höchste Alarmstufe ist ausgerufen. Das bedeutet
erhöhte Wachsamkeit und natürlich sind jegliche Art von offenem
Feuer strikt verboten, Menschen mit Hang zur spontanen
Selbstentzündung müssen bitte zuhause bleiben. So ein Buschfeuer
sollte man nicht unterschätzen. Die Temperaturen können bis zu 800
Grad betragen und sie breiten sich je nach Wind mit ca. 30 km/h aus.
Dazu kommt, dass Mount Gambier umgeben von „Pine-Trees“ ist,
einer Kiefernart und diese Bäume brennen durch die sie enthaltenen
ätherischen Öle sehr heiß und lange. Der Einheimische nutzt die
frischen grünen Kiefernzapfen als Kaminanzünder, weil sie heiß
werden wie die Katzenberger.
Ankunft an der Tropfsteinhöhle. Die
Tantanoola-Cave ist übrigens eine barrierefreie Tropfsteinhöhle,
man kann mit dem Rollstuhl reinrollen. Darauf war unsere Führerin
sehr stolz, die extra für uns eine Führung veranstaltete, wir waren
die einzigen Gäste an diesem frühen Nachmittag. Welche
ehrfürchtigen Emotionen man in so einer Umgebung verspürt, kann
Helge Schneider am besten wiedergeben: http://www.youtube.com/watch?v=98oABccStL0
Nach einer Stunde Abkühlung wollten
wir dann weiter nach Robe, dort sollte es einen ganz besonders
schönen Strand geben. Auf der Hälfte der Strecke wurde dann der
nahegelege Badesee in Millicent dem Strand der Vorzug gegeben. Eine
gute Entscheidung, dieser Badesee hatte herrliche Badebedingungen, es
gab dort viel Familien und die Kinder genossen den letzten Ferientag
der Sommerferien. Außerdem keine aggressiven Strandbremsen. Auch ein
globales Phänomen: Imbissbuden an Badeseen sind immer die geilen
letzten Schmieren. Auch hier: Draußen war es nicht auszuhalten, alle
10 Minuten musste man wieder ins Wasser, der Wind war wie ein Fön,
den nur ein geisteskranker Pyromane frisiert haben konnte und alles
sofort austrocknete. Auch meine Kehle! Gegen Spät Nachmittag also ab
zurück nach Mount Gambier.
Dort das erste Mal einen Liquor Express
Drive through getestet. Man fährt mit dem Auto in eine überdachte
Einfahrt. Auf der Fahrerseite ist ein Tresen. Man quatscht ein wenig
mit der Verkäuferin, lässt sich biertechnisch beraten und sofern
man Dollars oder eine gültige Kreditkarte hat, hievt die gute Frau
einen gekühlten Kasten Bier in den Kofferraum. Das Paradies!
Abends erkundeten wir dann von unserem
Motel aus das „Town Center“. Aus einer Kneipe hörten wir Live
Musik und dachten uns „Supi, da gehen wir nachher rein“. Als wir
von unserer Erkundung zurückkamen und die Kneipe betraten, bekamen
wir dann gerade mal noch ein Lied mit. Was wir nicht wussten: Auch
die Pubs haben merkwürdige Öffnungszeiten. Sie öffnen um 11 Uhr
morgens, machen aber schon um neun Uhr dicht.
Trotzdem wurde es noch ein
feuchtfröhlicher Abend. Wir setzten uns an den Tresen und wurden
sofort angesprochen. Germany und Europe, das
interessiert die Leute. Irgendwann hat uns der Kneipier dann
rausgeschmissen, Judith wollte ins Motel zurück, ich gesellte mich
dann noch auf eine Privatparty mit den restlichen Kneipenbesuchern,
einer davon schien wirklich direkt aus dem Bukowsi-Film Bar Fly
entsprungen zu sein. Da es nachts wenig bis keine öffentlichen
Plätze gibt, auf denen man in geselliger Runde sein Bier trinken
kann, scheint es normal zu sein, dass alle irgendwo zu jemanden nach
Hause gehen, „let's go to my place“
Sehr begierig war man dann darauf,
Deutsche Flüche zu lernen, eine Hilfestellung, die mir sehr leicht
fiel, gerade von meinen südlichen Wurzeln gibt es da einige
spezielle Ausdrücke negativen Befindens, die der Australier bestimmt
noch nie gehört hat. Irgendwann schrien alle nur noch statt Prost
„Kruzitürken Blutsakrament Scheiße nochmal“ was sich nach
einigen Bierchen, lustigen Zigaretten und dem australischen Dialekt
ungefähr nach „aaaaaaaaaaaaaaaaaa“ anhörte. Ein feiner Abend.
Nachts um drei fiel ich in mein Bett und träumte noch schnell
irgendwas vom 1. FC Bayern München, dem Verein, der mehr Fans hat
als alle Spieler zusammen verdienen.
Und hier kommt er gleich, der 19. Tag.
Ja, liebes Tagebuch, da musste mal eine Lücke rein, denn
normalerweise schreibe ich an Dich, wenn ich frisch und munter aus
dem Bett hüpfe. Leider klappte das aus mysteriösen Gründen nicht
am gestrigen Montag morgen. Das Leben draußen hatte sich verändert.
Die Sommerferien sind vorbei und das alltägliche Treiben hat
begonnen. Viel mehr Autoverkehr, geschäftiges Treiben, Schulbusse,
Baulärm, etc. Beim abendlichen Pubbesuch hatten wir das Glück auf
eine sehr nette Frau zu treffen, die uns für den heutigen Tag die
Sehenswürdigkeiten von Mount Gambier zeigen wollte. Das fand ich
sehr gut, denn mein Gehirn arbeitete nur auf Sparflamme. Überhaupt,
ist es nicht schön, wie hilfsbereit die Leute hier sind? Natürlich
nicht alle. Es gibt auch hier fiese Möbs und die Polizei hat auch
hier alle Hände voll zu tun, Schlägereien zu schlichten und Morde
aufzuklären. Dennoch habe ich bisher keinen Ort bereist, an dem
einen die Menschen mit so einer offenherzigen Art und
Hilfsbereitschaft begegnen. Außer Rendsburg und Büdelsdorf
natürlich.
Wir besuchten das „Sinkhole“, ein
vulkanischer Krater direkt in der Stadt, inzwischen mit Pflanzen und
Opossums (die natürlich wieder mal schliefen) besiedelt, den Blue
Lake (der wirklich erstaunlich tiefblau ist und als Wasserversorgung
für die Stadt dient) und machten eine Wanderung am Valley Lake zu
einem Aussichtspunkt mit grandioser Sicht auf Stadt und Landschaft.
Ach ja zum Wetter: Krasser Unterschied zum gestrigen Tag. Der Montag
war bewölkt und es war 20 Grad kälter als am Vortag, also „nur“
noch 20 Grad. Extrema sind wohl ein Markenzeichen dieser Gegend.
Gegen Abend brachen wir dann auf zum 250km entfernten Halls Gap in
den Grampians, ein Nationalpark in den Bergen. Auf der Hinfahrt
hatten wir fast einen Unfall mit einem selbstmörderischen Känguru,
das Thermometer fiel nochmals auf 14 Grad und wir kamen fröstelnd in
unserer Unterkunft, einer kleinen Ferienhütte an. Die Betreiberin
des Parks dachten wohl, sie müssen was Gutes für uns tun und hatten
tagsüber zusätzlich die Klimaanlage laufen lassen, so dass wir
klimatisch schon mal für unsere Wiederkehr nach Deutschland
trainieren konnten.
So das war es erstmal. Nach Frühstück
geht es jetzt mal ab in die Berge.
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