Sonntag, 2. Februar 2014

Der 17. Tag

Liebes Tagebuch,
wir befinden uns nun in South Australia, genauer gesagt in der freien und Farmerstadt Mount Gambier. Die Grenze zu Victoria haben wir hinter uns gelassen. Nun kenne ich schon zwei Bundesstaaten, deren Ähnlichkeit verblüffend ist. Vergleichbar mit Osterrönfeld und Westerrönfeld. Allerdings wird in Westerrönfeld nicht die Uhr eine halbe Stunde zurückgestellt, hier in South Australia schon. Warum nur eine halbe Stunde? Niemand weiß das. Auf jeden Fall ist das Motel hier ist sehr günstig und einfach gehalten. Es bietet Kühlschrank, Tisch, zwei schmale Betten, eine krankenhausgrün gerollte Wand mit einem Bild zwischen den Betten. Das Bild ist eine Aquarell-Zeichnung, realistisch in Braun- und Grüntönen. Man sieht ein Farmhaus, daneben steht ein alter Pferdewagen, auf dem in Westernschrift „BAKER“ steht, das Pferd schaut den Betrachter an. Perspektivisch etwas weiter vorne, vor dem Farmhaus spielt eine Gruppe Kinder und eine Frau Murmeln. Ganz vorne steht der Farmer, mit dem Rücken zum Betrachter, der dem Spiel der Kinder zusieht und vielleicht sogar mitspielt. Ein nachdenklich machendes Bild mit einer warnenden Botschaft. Denn mit diesem Werk erinnert uns der Künstler daran, dass wir mit unserem Lebenstil als durchorganisierte und ganz auf Ratio programmierte Time-is-Money Menschen schwer Probleme bekommen werden, stehen wir erst einmal vor dem Himmelstor und begehren Einlass. Wir wissen ein gutes, echtes Murmelspiel nicht mehr zu schätzen! Jeder schaut nur noch auf sein Handy und spielt dort Marble Madness als App. Und steht nicht im Neuen Testament, dass schon der eine Jesus gesagt hat, lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich? Ja das steht da! Hier ist ganz klar das Paradies das Farmhaus, die Kinder wohnen dort, sie dürfen jederzeit dort schwere Hausarbeit machen. Wir als Betrachter nicht, wir sind Zaungäste, die Erlösung für uns ist noch fern, wir sehen nur den Rücken Gottes in Person des Farmers und schauen hilflos zu. Auch der schiefe Telegraphenmast, ein Symbol für falsche Technikgläubigleit spricht eine deutliche Sprache. Doch der Künstler schenkt uns einen Rest Hoffnung: Das Pferd schaut uns an, das Pferd mit dem Pferdewagen, auf dem „BAKER“ steht. Ganz klar ein Symbol für das Manna, das damals dem Volke Israel vom Himmel geregnet lassen worden ist und nun fein säuberlich im Pferdewagen lagert. Das Pferd sagt „Komm, nimm das Landbrot von Harry“, aber wir zögern, denn wir wollen lieber die Sushi-Tariaki-Box mit extra Ingwer. Werden wir rechtzeitig das saftige, gute Vollkornbrot von Harry durchkauen und dann Murmeln spielen? Das wird die Zukunft zeigen. Nebenbei habe ich heute folgendes erlebt:
1) Üppiges Pancake-Frühstück im Seaview Lodge
2) Aufbruch ins neue Bundesland.
2) Halt gemacht in Portland, einer Hafenstadt mit dicken Pötten im Hafen, einer Trambahn, die mit Warnblinkanlage durch die Stadt fahren muss, Geschäften und lokaler Radiostation.
1) In einem Ort Namens „Nelson“ Pause gemacht und dort den Tantalus-Strand besucht. Tantalus, weil es bis dato der breiteste und schönste Badestrand war, an dem das Baden allerdings wohl wegen heftiger Strömungen verboten war und dort außerdem fiese Bremsen unser Leben erschwerten. Merke: Die australische Bremse beißt manchmal durch zu dünnen T-Shirt Stoff hindurch, da kennt die nix.
2) Tschüss zum Ozean gesagt, wir werden ihn erst in Sydney wiedersehen, jetzt geht’s ins Landesinnere für eine Woche. Noch kurz einen Kaffee in Nelson an einem lauschigen See. Zum Kaffee: Eine große Tasse Kaffee, schwarz, heißt hier „long black“. Ein Espresso „short black“. Ein Cappucino Cappucino. Im Zweifelsfall also Cappuccino bestellen. Falls man einen Cappuccino trinken will. Will man etwas anderes, wie zum Beispiel ein Hydraulikstößel, sollte man Hydraulic tappets“ sagen. Bekommt man aber nicht überall.
2.5) In Mount Gambier angekommen. Es sind mal wieder 40 Grad. Nichts unternehmbar, außer Wäsche waschen (lassen von Maschinen) und Klimaanlage im Motelzimmer anschmeißen.
3) Gegen 18 Uhr ein kleiner Stadtbummel, aber immer noch zu heiß. Es gibt viele Geschäfte hier und eine interessante Innenstadt (was selten ist in australischen Städten), aber natürlich hat alles geschlossen (open until 5.30 pm), kaum ein Mensch zu sehen.
3.5) Das Perfekte Promi Dinner gibt es auch in Australien. Ohne Promis, dafür mit Pärchen, die sich richtig „bitchen“.
4) Gegen 20 Uhr geh ich nochmal raus, Geschäfte immer noch zu, aber nun sind jede Menge Leute unterwegs. In den Cafés und Bars stept der Samstag-Abend Bär. Nebenan brennt ein Hotel, die Feuerwehr hat das aber schnell unter Kontrolle.
3) Jeden Abend wird im Zentrum eine Multimedia-Show veranstaltet. An die Häuserwände wird
für ca. 15 Minuten ein Film an die Häuserwand geworfen, auf dem Aborigines Dreamland Geschichten tanzen. Leider ohne Ton.

7) Mein Dreamland: Der 1. FC Bayern München, Meister im Vierkantschlüssel-Verstecken 1964-67.
 

 

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