Liebes Tagebuch,
wir befinden uns nun in South
Australia, genauer gesagt in der freien und Farmerstadt Mount
Gambier. Die Grenze zu Victoria haben wir hinter uns gelassen. Nun
kenne ich schon zwei Bundesstaaten, deren Ähnlichkeit verblüffend
ist. Vergleichbar mit Osterrönfeld und Westerrönfeld. Allerdings
wird in Westerrönfeld nicht die Uhr eine halbe Stunde
zurückgestellt, hier in South Australia schon. Warum nur eine halbe
Stunde? Niemand weiß das. Auf jeden Fall ist das Motel hier ist sehr
günstig und einfach gehalten. Es bietet Kühlschrank, Tisch, zwei
schmale Betten, eine krankenhausgrün gerollte Wand mit einem Bild
zwischen den Betten. Das Bild ist eine Aquarell-Zeichnung,
realistisch in Braun- und Grüntönen. Man sieht ein Farmhaus,
daneben steht ein alter Pferdewagen, auf dem in Westernschrift
„BAKER“ steht, das Pferd schaut den Betrachter an. Perspektivisch
etwas weiter vorne, vor dem Farmhaus spielt eine Gruppe Kinder und
eine Frau Murmeln. Ganz vorne steht der Farmer, mit dem Rücken zum
Betrachter, der dem Spiel der Kinder zusieht und vielleicht sogar
mitspielt. Ein nachdenklich machendes Bild mit einer warnenden
Botschaft. Denn mit diesem Werk erinnert uns der Künstler daran,
dass wir mit unserem Lebenstil als durchorganisierte und ganz auf
Ratio programmierte Time-is-Money Menschen schwer Probleme bekommen
werden, stehen wir erst einmal vor dem Himmelstor und begehren
Einlass. Wir wissen ein gutes, echtes Murmelspiel nicht mehr zu
schätzen! Jeder schaut nur noch auf sein Handy und spielt dort
Marble Madness als App. Und steht nicht im Neuen Testament, dass
schon der eine Jesus gesagt hat, lasset die Kinder zu mir kommen,
denn ihrer ist das Himmelreich? Ja das steht da! Hier ist ganz klar
das Paradies das Farmhaus, die Kinder wohnen dort, sie dürfen
jederzeit dort schwere Hausarbeit machen. Wir als Betrachter nicht,
wir sind Zaungäste, die Erlösung für uns ist noch fern, wir sehen
nur den Rücken Gottes in Person des Farmers und schauen hilflos zu.
Auch der schiefe Telegraphenmast, ein Symbol für falsche
Technikgläubigleit spricht eine deutliche Sprache. Doch der Künstler
schenkt uns einen Rest Hoffnung: Das Pferd schaut uns an, das Pferd
mit dem Pferdewagen, auf dem „BAKER“ steht. Ganz klar ein Symbol
für das Manna, das damals dem Volke Israel vom Himmel geregnet
lassen worden ist und nun fein säuberlich im Pferdewagen lagert. Das
Pferd sagt „Komm, nimm das Landbrot von Harry“, aber wir zögern,
denn wir wollen lieber die Sushi-Tariaki-Box mit extra Ingwer. Werden
wir rechtzeitig das saftige, gute Vollkornbrot von Harry durchkauen und
dann Murmeln spielen? Das wird die Zukunft zeigen. Nebenbei habe ich
heute folgendes erlebt:
1) Üppiges Pancake-Frühstück im
Seaview Lodge
2) Aufbruch ins neue Bundesland.
2) Halt gemacht in Portland, einer
Hafenstadt mit dicken Pötten im Hafen, einer Trambahn, die mit
Warnblinkanlage durch die Stadt fahren muss, Geschäften und lokaler
Radiostation.
1) In einem Ort Namens „Nelson“
Pause gemacht und dort den Tantalus-Strand besucht. Tantalus, weil es
bis dato der breiteste und schönste Badestrand war, an dem das Baden
allerdings wohl wegen heftiger Strömungen verboten war und dort
außerdem fiese Bremsen unser Leben erschwerten. Merke: Die
australische Bremse beißt manchmal durch zu dünnen T-Shirt Stoff
hindurch, da kennt die nix.
2) Tschüss zum Ozean gesagt, wir
werden ihn erst in Sydney wiedersehen, jetzt geht’s ins
Landesinnere für eine Woche. Noch kurz einen Kaffee in Nelson an
einem lauschigen See. Zum Kaffee: Eine große Tasse Kaffee, schwarz,
heißt hier „long black“. Ein Espresso „short black“. Ein
Cappucino Cappucino. Im Zweifelsfall also Cappuccino bestellen. Falls
man einen Cappuccino trinken will. Will man etwas anderes, wie zum
Beispiel ein Hydraulikstößel, sollte man Hydraulic tappets“
sagen. Bekommt man aber nicht überall.
2.5) In Mount Gambier angekommen. Es
sind mal wieder 40 Grad. Nichts unternehmbar, außer Wäsche waschen
(lassen von Maschinen) und Klimaanlage im Motelzimmer anschmeißen.
3) Gegen 18 Uhr ein kleiner
Stadtbummel, aber immer noch zu heiß. Es gibt viele Geschäfte hier
und eine interessante Innenstadt (was selten ist in australischen
Städten), aber natürlich hat alles geschlossen (open until 5.30
pm), kaum ein Mensch zu sehen.
3.5) Das Perfekte Promi Dinner gibt es
auch in Australien. Ohne Promis, dafür mit Pärchen, die sich
richtig „bitchen“.
4) Gegen 20 Uhr geh ich nochmal raus,
Geschäfte immer noch zu, aber nun sind jede Menge Leute unterwegs.
In den Cafés und Bars stept der Samstag-Abend Bär. Nebenan brennt
ein Hotel, die Feuerwehr hat das aber schnell unter Kontrolle.
3) Jeden Abend wird im Zentrum eine
Multimedia-Show veranstaltet. An die Häuserwände wird
für ca. 15 Minuten ein Film an die
Häuserwand geworfen, auf dem Aborigines Dreamland Geschichten
tanzen. Leider ohne Ton.
7) Mein Dreamland: Der 1. FC Bayern
München, Meister im Vierkantschlüssel-Verstecken 1964-67.
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