Liebes Tagebuch,
der 15. Tag ist angebrochen und ich
habe immer noch keine australische Frau gefunden, die mich heiraten
will. Das, nein, die brauch ich aber, damit ich hier dauerhaft wohnen
darf. Und es ist schon sehr verlockend, sich hier anzusiedeln. Bis
auf die Fliegen. Die sind ein anderes Kapitel und von denen erzähle
ich ein andermal.
Zurück zu meinen Migrationsplänen.
Klar, könnte ich auch ein hieb- und stichfestes E- oder
Immigrationskonzept – je nach Land - ausarbeiten, aber das wäre
mit Arbeit verbunden. Arbeit ist nicht so mein Ding. Kängurus
schwängern und heiraten verschafft einem hier keinen Pass, sondern
Knast und die gleichgeschlechtliche Ehe ist ja in Australien nun auch
erst vor kurzem von der konservativen Regierung wieder abgeschafft
worden, mit dem Ziel, die vielen Profi-Fußballer an einer
Auswanderung aus Deutschland zu hindern. Also auch kein reicher, dicker, einsamer
Rancher für mich. Bleibt mir also nur der letzte Weg, der Gang nach
Kanossa, der saure Apfel: Eine Frau aus Down Under. Es gibt die hier in einer gesunden Mixtur "von", "bis", hier unterscheidet sich
Australien und Büdelsdorf nicht voneinander.
Mein guter Plan wird aber scheitern,
denn ein wichtiges Brunftritual fehlt: Heute meldete die ATM beim
alltäglichen Ritual des Geldabhebens „insufficient funds“ für
meine Kreditkarte. Mit Pappschild um Hals im Rinnstein ist schlecht
Weibchen werben. Ein Gespräch mit der Bank konnte wenigstens dieses
„kleine Problemchen“ aus der Welt schaffen. Vielen Dank nochmal
an die VR Bank Rendsburg für eine schnelle Hilfe. Ich glaube aber,
ich lass meine Auswanderungspläne doch lieber in der Schublade.
Was ist sonst passiert? Nicht viel, ich
hab Urlaub, verdammt noch mal. In Port Fairy sind wir
umhergeschlendert, besichtigten die dortigen Zahnrädchen des
Kapitalismus (Souvenierläden) und Kanonen zur Verteidigung
derselbigen. Dann fuhren wir noch weiter westlich, das Ziel heißt Cape Bridgewater. Die Great Ocean
Road ist hier touristisch wesentlich ausgedünnter als noch vor
wenigen Tagen. Es gibt hier aber immer noch jede Menge schöne breite
Strände und sehenswerte National Parks, aber sie sind weiter verteilt. Das Land bis zur Küste ist hier meistens in Privatbesitz. Wer nicht so viel Menschen
sehen mag, dem kann ich in Australien zurufen: „Go West!“. Durch
Portland fuhren wir mitten hindurch und direkt zu unserer nächsten
Unterkunft nach Cape Caneveral, nein Cape Bridgewater. Hier wurden
wir mal wieder positiv von unserer Unterkunft überrascht. Ein B&B
mit Zimmern im ersten Stock, direkt mit Meerblick und großer, typischer Western-Veranda, auf die man direkt vom Hotelzimmer gelangt. Unser Gastgeber war nicht anwesend, aber es gab ein großes
Schild mit „GUTENTAG“ und „Mr Mai, R3 waiting for you“.
Lustig, wir sind hier die einzigen in diesem urgemütlichen Hotel.
Falls ich morgen nicht mehr schreibe, war es eventuell Bates Motel.
Dann hieß es Zeit totschlagen. Ich habe mich für eine Spülung im wellenreichen Ozean entschieden. Anschließend den Austernfischern beim Austern
Fischen zugesehen. Ach ja: Ist der Strand auch noch so wenig von
Menschen besucht, Unfälle passieren trotzdem. Hier war es ein
Strandsegler, der wie aus dem Nichts kam, an mir vorbeizischte,
einige hundert Meter weiterfuhr, um sich dann mit Karacho zu
überschlagen. Der Typ blieb unter seinem Segler liegen und regte
sich nicht mehr. Als ich die Unfallstelle erreichte, waren dort
bereits einige Helfer anwesend, und einer erzählte mir, der Typ
hätte wohl keine ernsthaften Verletzungen, Hilfe wolle er auch
nicht, die Aktion sei ihm wohl eher peinlich gewesen. Er kniete
allerdings noch eine ganze Weile neben seinem Segler, unfähig sich
aufzurichten. Abends sah ich ihn dann wieder seine Runden drehen.
Sport. A Propos Sport. Der 1. FC Bayern München hat Stuttgart 2:1
geschlagen, dafür träume zur Strafe heute von etwas komplett
anderem.
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