Freitag, 31. Januar 2014

Tag 15

Liebes Tagebuch,

der 15. Tag ist angebrochen und ich habe immer noch keine australische Frau gefunden, die mich heiraten will. Das, nein, die brauch ich aber, damit ich hier dauerhaft wohnen darf. Und es ist schon sehr verlockend, sich hier anzusiedeln. Bis auf die Fliegen. Die sind ein anderes Kapitel und von denen erzähle ich ein andermal.
Zurück zu meinen Migrationsplänen. Klar, könnte ich auch ein hieb- und stichfestes E- oder Immigrationskonzept – je nach Land - ausarbeiten, aber das wäre mit Arbeit verbunden. Arbeit ist nicht so mein Ding. Kängurus schwängern und heiraten verschafft einem hier keinen Pass, sondern Knast und die gleichgeschlechtliche Ehe ist ja in Australien nun auch erst vor kurzem von der konservativen Regierung wieder abgeschafft worden, mit dem Ziel, die vielen Profi-Fußballer an einer Auswanderung aus Deutschland zu hindern. Also auch kein reicher, dicker, einsamer Rancher für mich. Bleibt mir also nur der letzte Weg, der Gang nach Kanossa, der saure Apfel: Eine Frau aus Down Under. Es gibt die hier in einer gesunden Mixtur "von", "bis", hier unterscheidet sich Australien und Büdelsdorf nicht voneinander.
Mein guter Plan wird aber scheitern, denn ein wichtiges Brunftritual fehlt: Heute meldete die ATM beim alltäglichen Ritual des Geldabhebens „insufficient funds“ für meine Kreditkarte. Mit Pappschild um Hals im Rinnstein ist schlecht Weibchen werben. Ein Gespräch mit der Bank konnte wenigstens dieses „kleine Problemchen“ aus der Welt schaffen. Vielen Dank nochmal an die VR Bank Rendsburg für eine schnelle Hilfe. Ich glaube aber, ich lass meine Auswanderungspläne doch lieber in der Schublade.

Was ist sonst passiert? Nicht viel, ich hab Urlaub, verdammt noch mal. In Port Fairy sind wir umhergeschlendert, besichtigten die dortigen Zahnrädchen des Kapitalismus (Souvenierläden) und Kanonen zur Verteidigung derselbigen. Dann fuhren wir noch weiter westlich, das Ziel heißt Cape Bridgewater. Die Great Ocean Road ist hier touristisch wesentlich ausgedünnter als noch vor wenigen Tagen. Es gibt hier aber immer noch jede Menge schöne breite Strände und sehenswerte National Parks, aber sie sind weiter verteilt. Das Land bis zur Küste ist hier meistens in Privatbesitz. Wer nicht so viel Menschen sehen mag, dem kann ich in Australien zurufen: „Go West!“. Durch Portland fuhren wir mitten hindurch und direkt zu unserer nächsten Unterkunft nach Cape Caneveral, nein Cape Bridgewater. Hier wurden wir mal wieder positiv von unserer Unterkunft überrascht. Ein B&B mit Zimmern im ersten Stock, direkt mit Meerblick und großer, typischer Western-Veranda, auf die man direkt vom Hotelzimmer gelangt. Unser Gastgeber war nicht anwesend, aber es gab ein großes Schild mit „GUTENTAG“ und „Mr Mai, R3 waiting for you“. Lustig, wir sind hier die einzigen in diesem urgemütlichen Hotel. Falls ich morgen nicht mehr schreibe, war es eventuell Bates Motel. Dann hieß es Zeit totschlagen. Ich habe mich für eine Spülung im wellenreichen Ozean entschieden. Anschließend den Austernfischern beim Austern Fischen zugesehen. Ach ja: Ist der Strand auch noch so wenig von Menschen besucht, Unfälle passieren trotzdem. Hier war es ein Strandsegler, der wie aus dem Nichts kam, an mir vorbeizischte, einige hundert Meter weiterfuhr, um sich dann mit Karacho zu überschlagen. Der Typ blieb unter seinem Segler liegen und regte sich nicht mehr. Als ich die Unfallstelle erreichte, waren dort bereits einige Helfer anwesend, und einer erzählte mir, der Typ hätte wohl keine ernsthaften Verletzungen, Hilfe wolle er auch nicht, die Aktion sei ihm wohl eher peinlich gewesen. Er kniete allerdings noch eine ganze Weile neben seinem Segler, unfähig sich aufzurichten. Abends sah ich ihn dann wieder seine Runden drehen. Sport. A Propos Sport. Der 1. FC Bayern München hat Stuttgart 2:1 geschlagen, dafür träume zur Strafe heute von etwas komplett anderem.
 

 

Klickstrecke

https://photos.app.goo.gl/Gch7e45eSvi1fF7F9


Keine Kommentare: