Freitag, 7. Februar 2014

Der 23. Tag

Liebes Tagebuch,

zack sind wir schon wieder 600km weg von Halls Gap. Ich schreibe Dir aus Albury, unsere Zwischenstation auf dem Weg nach Sydney. Das sind dann nochmal ca. 500km. Wir sind am morgigen Abend auf einer Geburtstagsparty von Judiths Cousine eingeladen und ich befürchte, dass dort Alkohol kredenzt wird. Zum Thema Alkohol ist das ja so, dass der typische Australier dem typischen Deutschen in Nichts nachsteht bis auf die Tatsache, dass die australische Regierung den Konsum in öffentlichen Plätzen verbietet. Aber es ist nun mal wie bei uns: Im Kapitalismus wird man zum Trinken gezwungen. In anderen Gesellschaftsordnungen allerdings auch.
Da wir uns heute den ganzen Tag „on the road“ befanden und es außer Highways und Pausen dazwischen wenig zu berichten gab, widme ich diesem Eintrag heute dem Thema Autofahren in Australien.
  • Wir haben uns schon so sehr an das Linksfahren gewöhnt, dass uns im TV Filmsequenzen, in denen rechts gefahren wird, merkwürdig und falsch vorkommen. Ich bin gespannt auf meine erste Autofahrt zu Hause.
  • Die Vorfahrtregelung ist in meinen Augen hier sinnvoller gelöst als bei uns: Kreuzen sich zwei Straßen ohne Ampel, muss derjenige aufpassen, bei dem ein Vorfahrtachten-Zeichen steht. Umgekehrt bedeutet es, kein Schild bedeutet automatisch Vorfahrt. Fertig. Keine Ausnahmen (die ich kenne). Im Gegensatz zu unserem System spart man sich die Hälfte der Schilder, was natürlich massiv Arbeitsplätze in der Schildherstellungsindustrie kostet.
  • Ampeln sind dagegen immer doppelt vorhanden. Einmal auf der Haltelinie und einmal am gegenüberliegenden Ende der Kreuzung. Das sorgt manchmal für Verwirrung allerdings müssen sich die Autofahrer am Anfang der Schlange nicht den Kopf verrenken.
  • LKW heißen hier Trucks. Diese donnern ebenso ungehemmt durch die Landschaft wie bei uns, allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass man es hier mit der Ladungssicherung nicht ganz so genau nimmt. Diese Vermutung mag typisch Deutsch sein, aber anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich hier Schwertransporter mit meterhoch massiven langen Baumstämmen gesehen habe, bei denen man der Meinung ist, eine kleine Kette, quer um die Stämme gewickelt, reicht aus, die Stämme bei einem Bremsmanöver davon abzuhalten, den Vordermann zu Vegemite zu verarbeiten. Eventuell ist das sogar die Herstellungsmethode.
  • In South Australia darf man kein Gemüse und eine Reihe anderer Lebensmittel aus anderen Landesteilen einführen. An der Grenze gibt es daher spezielle Container, in die man die Lebensmittel entsorgen muss. South Australia möchte auf diese Weise die Verbreitung von Fruchtfliegen eindämmen. Allerdings gab es keine Kontrollinstanz, sondern nur ein entsprechendes riesiges Hinweisschild.
  • Australier lieben Warnschilder mit Texten darauf, so ähnlich wie unsere „Gurt – Klick -Immer“ oder „Und wer fährt?“ Kampagnen. Die meisten sind meiner Meinung nach mit zu viel moralischem Zeigefinger. Es fehlt eindeutig das Schild: Achtung, vom 1. FC Bayern München zu träumen kann Leben kosten.

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