Liebes Tagebuch.
Etwas schlimmes ist passiert. Ich habe
meinen Wäschesack in Cobden vergessen. Er enthielt einen zu kleinen
Schlüppi von Lidl und ich habe Angst, dass ich angeklagt werde, wenn
die Reinigungskraft ihn entdeckt und hineinschaut. Naja.
Vergesslichkeit ist ja eins meiner Markenzeichen und wird noch mal
mein Tod sein (z.B. Munition, Fallschirm, Bremsflüssigkeit…), aber
wenigstens gehe ich dann mit einem Lächeln auf den Lippen aus dieser
Welt. Aber der Reihe nach. Nach dem Aufwachen in Cobden kam man sich
nicht mehr ganz so vor wie in „I am Legend“, denn nun waren drei
Autos und insgesamt sechs Menschen vor dem lokalen Supermarkt zu
sehen. Auf meine Frage, wo denn die ganzen Einheimischen seien,
antwortete der Hotelwirt, dass ja Urlaub sei und außerdem hätten
die Australier auch einen Tag nach Australia Day traditionsgemäß
frei. Gute Idee, auch bei uns sollte nach jedem Feiertag ein
zusätzlicher freier Tag eingeführt werden. Um neun Uhr war es
bereits über zwanzig Grad, das konnte ja was werden. Wir
frühstückten im sehr netten Hofgarten des B&B-Hotels (der
früher mal ein alter Pub war) und fuhren los. Dabei passierte das
Unglück (siehe Einleitung). Weiter ging die Reise nach Camperdown.
Diese Stadt hat ein sehr nettes Stadtbild (sogar mit Standuhr) bzw.
es kommt einem so vor, nachdem die wirklich kleinen Städte nur aus
den typischen Ladenzeilen und Flachdachhäusern bestehen. Kleine
Zwischennotiz: Die Australier sind übrigens sehr Europa-Sehnend, was
Architektur und Geschichte angeht. Des Öfteren, wenn ich mit einem
Australier spreche und ihm Komplimente für seine Landschaft mache,
bekomme ich als Antwort, ja das stimme, aber dafür wäre Europa so
weit weg. Stimmt, allerdings wäre ich auch neugierig darauf, wie der
sonnenverwöhnte Australier reagieren würde, wenn ich ihn per
Fingerschnipp ins jetzt inzwischen verschneite Schleswig-Holstein
versetzen würde. Man sehnt sich eben immer nach dem, was man nicht hat (Bitte kleine Philosophie-Gebühr auf mein Konto)
In Camperdown trafen wir im
Informationszentrum auf eine freundliche redselige ältere Dame, die
uns erklärte, wo wir in der Nähe auf Erkundung gehen konnten. Sie
wohnte bereits seit über 30 Jahren in Camperdown, galt aber immer
noch als „die Neue“, die Zugezogene. Ja, so ist das auf dem Land.
Wir machten einen längeren Spaziergang und einen Miniaufstieg auf
den Mt. Leura, der durch Vulkanaktivitäten in der Gegend entstand, was aber nun doch schon einige Zeit zurück liegt. Ist natürlich eine Schnapsidee mitten am Tag,
inzwischen waren es über dreißig Grad.
Nach dem Abstieg erstmal
Pause im Pub ohne Bier aber mit Club Sandwich. Hier gab es zum ersten
Mal eine ob des Arbeitens am freien Tag mürrische Bedienung, die so tat, als könnte sie nichts verstehen, nur die Hälfte an den Tisch
brachte und sich danach nicht mehr blicken ließ. Heimwehgefühle
kamen auf, ich gab ihr extra Trinkgeld, sie lächelte. Inkonsequent.
Naja. Da es einfach zu heiß war, weitere Aktivitäten zu unternehmen, fuhren wir jetzt direkt die ca. 70 km an die Küste nach Warrnambool. Nachmittags checkten wir bereits ein, dann ab zum Strand. Crazy Germans on foot,
denn alle fahren mit ihren Karren zum Strand. Wir tun was für
die Australische Umwelt und wie wird es uns gedankt? Mit merkwürdigen
Blicken.
Am Strand dann so getan, was man da halt so macht. Cricket ist hier der Volkssport, auch am Strand.
Ich muss mal recherchieren wie das Spiel funktioniert, es erschließt
sich auf jeden Fall nicht vom Zusehen. Abends haben wir es dann den
Australiern gleich getan und sind mit dem Auto zum Pier, ein Bierchen
zischen. Parkplatz gefunden, wo ist das Bier? Natürlich im Motel
vergessen, also noch mal hin- und her mit Bleifuß, jetzt aber, verdammt noch
mal. Gluck – Zisch – Motel – Lesen – 1. FC Bayern München
(Bester Trainer 1914 - 1918).
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